Nähere Informationen  Graz

Die Dienstleistungsangebote der Psychosozialen Beratungsstellen Graz Ost richten sich an Menschen mit psychischen und sozialen Fragestellungen und an deren Angehörige. Als zentrales Zielklientel werden Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen und schweren persönlichen Krisen betreut.

Um den Anforderungen der jeweiligen Problemstellung gerecht zu werden, arbeiten wir interdisziplinär. Alle MitarbeiterInnen haben einen psychosozialen Basisberuf und/oder eine psychotherapeutische Weiterbildung oder Fortbildung. Die Dienstleistungen umfassen fachspezifische Beratung, Behandlung und Betreuung sowie vorgelagerte Serviceangebote, wie den Verbindungsdienst zu den Krankenhäusern, den Journaldienst und die Krisenintervention.

Zum Versorgungsspektrum zählen auch verschiedene Gruppenangebote, die individuelle und soziale Kompetenzen fördern, edukative Inhalte vermitteln und so zur Kommunikationsförderung beitragen und sozialer Isolation vorbeugen. Die KlientInnen erhalten BezugsbetreuerInnen, die in Zusammenarbeit mit dem Team und bei Bedarf über Vernetzung nach außen, eine bestmögliche Unterstützung mittels verschiedener Problemlösungsstrategien gewährleisten sollen.

Die Angebote sind grundsätzlich kostenlos und beruhen auf Vertraulichkeit sowie Freiwilligkeit und werden gemeindenah und niederschwellig angeboten.

Unser Angebot

Es wird Beratung und Abklärung zu den Themen psychische und psychiatrische Probleme (Erkrankungen) angeboten. D.h. Betroffene können sich über ihre Erkrankung, Behandlungsmöglichkeiten und Institutionen, welche die erforderliche Leistung erbringen
können, informieren.

Für Angehörige von Betroffenen gibt es Informationen zu psychischen Erkrankungen, Umgangsmöglichkeiten und zusätzlichen Hilfsmöglichkeiten bzw. Angeboten seitens der Angehörigenorganisationen.

Telefonische Beratung ist ebenfalls eine Möglichkeit, sich über das Angebot der Psychosozialen Beratungsstelle zu informieren. Sie werden in einem Gespräch mit einer BeraterIn darüber informiert, welche Art der Hilfestellung in ihrem speziellen Fall in Frage
kommt.

Die Betreuung von Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen oder mit psychosozialen Problemen bildet den Schwerpunkt unserer Arbeit. Ein erster Schritt um unsere Arbeit bewältigen zu können ist die multiprofessionelle Teamarbeit. Das Team soll einerseits die bestmögliche Behandlung gewährleisten und andererseits entlastende Funktionen für uns MitarbeiterInnen bieten. Um die Lebensqualität unserer KlientInnen zu verbessern, versuchen wir zunächst einmal soziale und rechtliche Aspekte zu erfassen und die medizinisch/psychiatrische Grundversorgung zu gewährleisten. Dazu bedarf es interner und externer Vernetzung. Weiters folgen wirdem Grundsatz eines BezugsbetreuerInnensystems, d.h. ein Teammitglied übernimmt die Betreuungsverantwortung für eine KlientIn und begleitet diese/n über den jeweils erforderlichen Zeitraum. Wichtig in diesem Zusammenhang ist zunächst die Bewältigung des Alltags, so werden z.B. tagesstrukturierende Maßnahmen eingeleitet, Wohnbetreuung organisiert, arbeitsrehabilitative Möglichkeiten erörtert, usw.

Bei all diesen Arbeiten mit der Person (nicht mit der Störung des Menschen) versuchen wir einen vertrauensbildenden Beziehungsaufbau. Das soll ermöglichen, den Menschen wieder in Bezug zu setzen: zur Krankheit, zu BetreuerInnen, zu anderen Menschen, zu eigenen Bewältigungsmöglichkeiten usw. Es sollen krisenprophylaktische Strategien erarbeitet, Kriseninterventionen ermöglicht und die Alltagsbewältigung erleichtert werden. Es handelt sich bei unserer Arbeit um eine Arbeit an Grenzen (unseren eigenen und die unserer KlientInnen) auf verschiedenen Ebenen. Manchmal müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass eine stationäre Behandlung angezeigt ist. In diesen Fällen begleiten wir die KlientInnen ins Krankenhaus und versuchen den Kontakt aufrecht zu halten. Es gelingt jedoch auch, psychiatrische Krankheiten und psychosoziale Probleme von KlientInnen durch Bearbeitung von lebensgeschichtlichen Zusammenhängen und persönlichen Verarbeitungsmechanismen in das Leben zu integrieren, und dadurch neue Hoffnung und neuen Lebensmut frei zu setzen.

Krisenintervention meint alle Hilfsmaßnahmen, die Betroffenen bei der Bewältigung akuter Schwierigkeiten helfen und krisenbedingte Leidenszustände lindern. Negative soziale, psychische und medizinische Folgen sollen verhindert werden.

Psychotherapie ist eine zutiefst subjektive, existentielle Erfahrung der KlientInnen und der TherapeutInnen – eine Erfahrung, die voller komplexer Feinheiten ist und viele Chancen zwischenmenschlicher Beziehung enthält.

Psychotherapie ist ein dynamischer Beziehungsprozess, d.h., wirkliche Veränderung kommt durch die Erfahrung in einer Beziehung zustande.Unser Handeln basiert auf einem Menschenbild, das prinzipiell auf Veränderung, Entwicklungs- und Wachstumsmöglichkeit aufbaut. In dieser zwischenmenschlichen Begegnung zeigt sich der große Unterschied, ob jemand allein oder in Gegenwart einer anderen Person denkt und fühlt. Der Inhalt mag derselbe, aber der Stil des Erlebens wird vollkommen verschieden sein. Dieses andere Erleben ermöglicht die Lösung von Problemen. Die Veränderungen geschehen bereits, während des Sprechens.

Die Psychotherapie nützt die Erfahrung, dass das Individuum in sich die latente, wenn nicht offene Fähigkeit und Neigung hat, sich vorwärts auf psychische Reife hin zu entwickeln. Es ist der Drang, der sich in allen organischen und menschlichen Leben zeigt: sich auszuweiten, auszudehnen, zu entwickeln, autonom zu werden, zu reifen, die Tendenz alle Fähigkeiten des Organismus in dem Maße auszudrücken und zu aktivieren, in dem solche Aktivierung den Organismus sich entfalten lässt oder das Selbst steigert.

Eine psychologische Diagnostik hat das Ziel unterschiedliche Verhaltensweisen, Erlebnisformen, Haltungen, Leistungen und Persönlichkeitsmerkmale festzustellen. Dazu wird zuerst die persönliche Lebens- und Krankengeschichte erhoben. Anschließend können Tests durchgeführt werden. Diese Diagnosen bilden die Grundlage für die anschließende psychologische oder psychotherapeutische Beratung und Behandlung. Bei den Testverfahren unterscheidet man Entwicklungs-, Intelligenz- und Persönlichkeitstests.

Im Rahmen des PSZ besteht die Möglichkeit, von FachärztInnen für Psychiatrie Information und Aufklärung bezüglich psychiatrischer Erkrankungen, deren Verlauf und Behandlungsformen zu erhalten. Zusätzlich erfolgt Beratung über Medikamente, deren Wirkungen und Nebenwirkungen.

Behandlungsvorschläge nach diagnostischer Abklärung können mit den betreuenden HausärztInnen und FachärztInnen abgesprochen und empfohlen werden. Bei komplexen Problemstellungen ist auch eine längerfristige Betreuung möglich. Selbstverständlich kann in akuten Krisen auch unmittelbar reagiert werden. Allgemeine Beratungen über psychische Erkrankungen werden von allen FachbetreuerInnen der unterschiedlichsten Professionen angeboten.

Mit einer psychischen bzw. psychiatrischen Problemstellung können oftmals auch Einschränkungen in den oben genannten Bereichen verbunden sein, die alleine nicht gelöst werden können. Wir unterstützen Betroffene dabei, indem wir Beratung in den Bereichen Arbeit, Wohnen und Finanzen anbieten. Konkret kann es beispielsweise um Fragestellungen bezüglich der Alltagsgestaltung gehen, um Hilfestellung im Bereich der Möglichkeiten finanzieller Unterstützung oder auch Fragen, die sich aus Arbeitslosigkeit, Pension oder Arbeitsrehabilitation ergeben. Wir arbeiten mit anderen Einrichtungen zusammen und vermitteln zu Institutionen, die sich auf diese Problemstellungen spezialisiert haben. Weiters besteht die Möglichkeit der Begleitung zu Ämtern und Behörden. Wichtig ist es uns, die vorhandenen Fähigkeiten der KlientInnen zu nutzen und sie dahingehend zu unterstützen, dass eine autonome Lebensbewältigung wieder möglich wird.

Es geht uns neben einmaliger Unterstützung und Beratung vor allem auch darum, die sozialen Problemstellungen als Teil einer Lebensgeschichte zu verstehen und dementsprechend, durch längerfristige psychosoziale Begleitung, Handlungsmöglichkeiten auszuweiten.

Damit ist die Beratung und Begleitung der KlientInnen im häuslichen Lebensumfeld gemeint. Hausbesuche werden individuell je nach Bedarf angeboten. Sie sind als Bestandteil unseres Konzeptes zu sehen, den Menschen in seiner Ganzheit wahrzunehmen. Durch einen Besuch der KlientInnen zu Hause wird es uns möglich, sie in ihren unmittelbaren Alltagsstrukturen kennen zu lernen und Entwicklungs- und Veränderungsmöglichkeiten in ihren konkreten Lebenszusammenhängen wahrzunehmen. Diese Form der Kontakte ermöglicht offenere Beratungsgespräche in vertrauter Umgebung und trägt dazu bei, die Schwellenangst vor Institutionen abzubauen.

Das Psychosoziale Zentrum ist gerne bereit Betroffene, die Interesse an der Organisation einer Selbsthilfegruppe haben, in der Startphase zu unterstützen und ihnen die dementsprechende Infrastruktur (z.B. Räumlichkeiten) zur Verfügung zu stellen.

Es findet 14tägig ein Zusammentreffen mit den zuständigen ÄrztInnen auf den für unser Einzugsgebiet zuständigen Stationen in der Landesnervenklinik Sigmund Freud und in der Landesuniversitätsklinik Graz statt. Dabei wird der Bedarf der Betroffenen besprochen. Während des stationären Aufenthaltes wird dabei erstmalig Kontakt aufgenommen und das Psychosoziale Zentrum vorgestellt, wodurch das Wahrnehmen der verschiedenen Angebote erleichtert werden kann.

Im Rahmen der rechtlichen Beratung werden den KlientInnen Informationen über verschiedene Rechtsbereiche in verständlicher Weise näher gebracht.

Die Aufgaben einer Psychosozialen Beratungsstelle bestehen nicht nur in der Nachbegleitung nach Krankenhausaufenthalten und in der Betreuung und Therapie von bestehenden Störungen und Krisen. Einen ebenso wichtigen Teil stellt die Prävention und Vorbeugung dar.

Gerade weil diese Einrichtungen in der Bevölkerung aufgrund ihrer niederen Zugangsschwelle akzeptiert sind, können sie der Kristallisationspunkt für solche Projekte sein. Ziel ist es, über den Bereich der bereits Betroffenen hinaus Information, antistigmatisierendes Denken und gesundheitsförderndes Verhalten mit dem speziellen Blickwinkel der psychischen Gesundheit der allgemeinen Bevölkerung näher zu bringen. Dazu gibt es in der Bewegung des Empowerments und in der Salutogenese mit dem Konzept des Kohärenzgefühls sowohl theoretische als auch praktische Grundlagen. Dieser Zugang, durch entsprechenden Umgang mit sich selbst und der Umwelt eine innere Einstellung zu gewinnen, die psychisch stabilisiert und in diesem Bereich weniger anfällig macht, ist ein zentrales Anliegen. Ihn allgemein bekannt zu machen ist integraler Bestandteil eines umfassenden Konzeptes der psychosozialen Versorgung der Bevölkerung. Ansetzen kann man hier aber nur in einem ersten Schritt in den Einrichtungen der psychosozialen Versorgung. Für jedes umfassende Konzept ist das Hinausgehen in den allgemeinen Bereich der Erwachsenenbildung und der Medien notwendig.

Neben dem Bekanntmachen des betreuenden, begleitenden, therapierenden Teils der Arbeit, sind im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit besonders zwei Ziele von besonderer Bedeutung:

– Die oben erwähnten Ziele der Prävention und antistigmatisierenden Arbeit über breite Medienpräsenz im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern.

– Zu Fragen in der allgemeinen Diskussion über Werte, gesellschaftspolitische Aspekte, Planungen und Zielsetzungen, die diesen Bereich betreffen, Stellung zu beziehen, und die Interessen der Betroffenen und potentiell Betroffenen deutlich hörbar in den Medien zu vertreten.

Ein Teil der Arbeit besteht darin, genau diese Gruppe in ihrem Selbstbewusstsein so weit zu stärken, dass sie diese Aufgabe in Zukunft auch zunehmend selbst übernehmen kann. Faktum ist, dass im derzeit völlig ungenügenden Ausbauzustand der Versorgung gerade diese wichtigen Aspekte, aufgrund der langen Wartezeiten für die direkte Hilfe, immer wieder deutlich zu kurz kommen.

Zielgruppe

Wir wenden uns mit unserem Angebot an Betroffene, die psychosoziale Probleme haben, an einer psychischen Erkrankung leiden oder sich in einer Krise befinden. Unser Team bietet im Journaldienst unmittelbare Unterstützung in krisenhaften Situationen an. Weiters gibt es die Möglichkeit Termine für erste Orientierungsgespräche zu vereinbaren.

In diesen Gesprächen kommt es zur Abklärung der Situation, zu einer individuellen persönlichen Beratung bzgl. weiterer Schritte und bei Bedarf auch zur längerfristigen Begleitung. Wir bieten Unterstützung für Angehörige von Menschen mit psychischen Problemen an. Das Alltagsleben mit Betroffenen kann sich für die Angehörigen überfordernd auswirken. Daher versuchen wir durch Beratung und unterstützende Gespräche Entlastung für die Angehörigen und damit für die gesamte Familie zu erreichen.