Nähere Informationen – Psychosziale Beratungsstelle Hartberg

Die Dienstleistungsangebote der Psychosozialen Beratungsstelle Hartberg richten sich seit 1995 an Menschen mit psychischen und sozialen Fragestellungen und an deren Angehörige. Als zentrale Zielklientel werden Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen und schweren persönlichen Krisen betreut.

Um den Anforderungen der jeweiligen Problemstellung gerecht zu werden, arbeiten wir interdisziplinär zusammen. Die Dienstleistungen umfassen fachspezifische Beratung, Behandlung und Betreuung im Rahmen von Einzelsettings sowie vorgelagerte Serviceangebote, wie den Verbindungsdienst zu den Krankenhäusern, den Journaldienst und die Krisenintervention.

Zum Versorgungsspektrum zählen auch verschiedene Gruppenangebote, die individuelle und soziale Kompetenzen fördern, edukative Inhalte vermitteln und so zur Kommunikationsförderung beitragen und sozialer Isolation vorbeugen.

Die mobilen Versorgungsleistungen sind vor allem in einer ländlichen Region, wo teilweise individuelle und infrastrukturelle Mobilitätsbeschränkungen vorhanden sind, ein absolut unverzichtbarer Schwerpunkt.

Durch die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit werden sowohl gesundheitsfördernde Impulse gesetzt, als auch der Stigmatisierung von Menschen mit psychischen und sozialen Problemen entgegen gewirkt. Besonderer Wert wird auf die Zusammenarbeit mit anderen
sozialen und öffentlich rechtlichen Einrichtungen vor Ort wie überregional gelegt.

Die Angebote sind grundsätzlich kostenlos und beruhen auf Vertraulichkeit sowie Freiwilligkeit und werden gemeindenah und niederschwellig angeboten.

Unser Angebot

Wir bieten umfassende Beratung zu sozialen, psychischen und psychiatrischen Problemstellungen für Betroffene und Angehörige. Das heißt: Betroffene können sich über ihre Erkrankung, die Behandlungsmöglichkeiten, hilfreiche Strategien im Umgang mit der Erkrankung und über Institutionen, die diese Leistung erbringen, informieren.

Für Angehörige von Betroffenen gibt es ebenso Information zu psychischen und psychiatrischen Fragestellungen, Umgangsmöglichkeiten damit und zusätzlichen Hilfestellungsmöglichkeiten bzw. Angeboten seitens der Angehörigenorganisationen. Telefonische Beratung ist ebenfalls eine Möglichkeit, sich über die Angebote des Psychosozialen Dienstes zu informieren. Sie bekommen in einem Gespräch mit einer BeraterIn Auskunft darüber, welche Art der Hilfestellung passend sein kann. Dies ist innerhalb der Journaldienstzeiten möglich.

Die (Nach-)Betreuung von Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen oder mit psychosozialen Problemen bildet den wesentlichen Schwerpunkt unserer Arbeit. Durch ein multiprofessionelles Team wird eine bestmögliche Betreuung und Behandlung der KlientInnen gewährleistet.

Um die Lebensqualität der KlientInnen zu verbessern werden jeweils spezifische Bewältigungsmöglichkeiten und krisenprophylaktische Strategien erarbeitet, die KlientInnen
in ihrer Eigenverantwortung und in ihrem Selbstwertgefühl gestärkt, sowie eigene Ressourcen aktiviert. Wichtig hierfür ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen KlientIn und BetreuerIn.

Durch das gemeinsame Erarbeiten von lebensgeschichtlichen Zusammenhängen und persönlichen Verarbeitungsstrategien kann es gelingen, psychiatrische Störungen deutlich zu verbessern und psychosoziale Probleme zu lösen oder den Umgang damit zu verbessern.

Probleme und Krisen sind Bestandteile unseres Lebens. Es gibt jedoch Zeiten, in denen sie Überhand nehmen und alleine nicht mehr zu bewältigen sind. Unter Krisenintervention sind alle Hilfsmaßnahmen zu verstehen, die den Betroffenen bei der Bewältigung akuter Schwierigkeiten helfen und die krisenbedingte Leidenszustände lindern. Menschen in einer akuten Krisensituation können sich persönlich oder telefonisch an unseren Journaldienst wenden.

Im Rahmen der BS Hartberg besteht die Möglichkeit, FachärztInnen für Psychiatrie zu konsultieren und Information und Aufklärung bezüglich psychiatrischer Erkrankungen, deren Verlauf und Behandlungsformen zu erhalten. Zusätzlich erfolgt Beratung über Medikamente, deren Wirkungen und Nebenwirkungen. Bei komplexen Problemstellungen werden auch längerfristige Betreuungen angeboten.

Psychotherapie ist neben der medikamentösen Behandlung in vielen Fällen eine Grundvoraussetzung für eine langfristige Verbesserung von psychischen Erkrankungen. Nur wer in seinem Leben etwas verändert und die Ursachen des Auftretens seiner Symptome verstehen lernt, wird auch einen besseren Umgang mit seiner Erkrankung finden.

Psychotherapie ist unter anderem sinnvoll bei:
 Depressionen
 Angststörungen
 Sucht
 Psychotischen Erkrankungen
 Psychosomatischen Erkrankungen
 Traumatisierenden Lebenssituationen
 Lebenskrisen
 Problemen in Partnerschaft, Familie oder am Arbeitsplatz

Ziel einer Psychotherapie ist es, seelisches Leid zu lindern oder zu heilen, innere und zwischenmenschliche Konflikte zu bewältigen und die persönliche Entwicklung und Gesundheit von KlientInnen zu fördern. Der Ablauf einer Psychotherapie unterliegt keinem festgelegten Schema. In der Regel geben PsychotherapeutInnen keine Lösungen vor, sondern begleiten bei der Suche nach einer für die jeweiligen KlientInnen passenden Problemlösung und Veränderung. Die Behandlungen finden in Form von Einzel-, Paar- oder Familiensettings statt und dauern für gewöhnlich 50 Minuten. Es werden 10 Sitzungen geplant und abhängig von den Themen der KlientInnen und ihrem Fortschritt in der Therapie weitere Termine, wenn notwendig, vereinbart. Maximal können 50 Einheiten in Anspruch genommen werden.

Psychotherapie ist für KlientInnen des PSD Hartberg kostenfrei. Eine teilweise Rückverrechnung erfolgt bei Erwachsenen über Krankenschein, bei Kindern und Jugendlichen gemäß Jugendwohlfahrtsgesetz. Die in der BS Hartberg tätigen PsychotherapeutInnen sind VertreterInnen der verhaltenstherapeutischen, existenzanalytischen, katathym-imaginativen, personenzentrierten, gruppendynamischen, systemischen und transaktionsanalytischen Richtungen.

Eine psychologische Diagnostik hat das Ziel unterschiedliche Verhaltensweisen, Erlebnisformen, Haltungen, Leistungen und Persönlichkeitsmerkmale festzustellen. Dazu wird zuerst die persönliche Lebens- und Krankengeschichte erhoben. Anschließend können Tests durchgeführt werden. Diese Diagnosen bilden die Grundlage für die anschließende psychologische oder psychotherapeutische Beratung und Behandlung. Bei den Testverfahren unterscheidet man Entwicklungs-, Intelligenz- und Persönlichkeitstests.

Mit einer psychischen bzw. psychiatrischen Problemstellung können oftmals auch Einschränkungen in den oben genannten Bereichen verbunden sein, die alleine nicht gelöst werden können. Wir unterstützen Betroffene dabei, indem wir Beratung in den Bereichen Arbeit, Wohnen und Finanzen anbieten. Konkret kann es beispielsweise um Fragestellungen bezüglich der Alltagsgestaltung gehen, um Hilfestellung im Bereich der Möglichkeiten finanzieller Unterstützung oder auch Fragen, die sich aus Arbeitslosigkeit, Pension oder Arbeitsrehabilitation ergeben. Wir arbeiten mit anderen Einrichtungen zusammen und vermitteln zu Institutionen, die sich auf diese Problemstellungen spezialisiert haben. Weiters besteht die Möglichkeit der Begleitung zu Ämtern und Behörden. Wichtig ist es uns, die vorhandenen Fähigkeiten der KlientInnen zu nutzen und sie dahingehend zu unterstützen, dass eine autonome Lebensbewältigung wieder möglich wird.

Es geht uns neben einmaliger Unterstützung und Beratung vor allem auch darum, die sozialen Problemstellungen als Teil einer Lebensgeschichte zu verstehen und dementsprechend, durch längerfristige psychosoziale Begleitung, Handlungsmöglichkeiten auszuweiten.

Damit ist die Beratung und Begleitung der KlientInnen im häuslichen Lebensumfeld gemeint. Hausbesuche werden individuell je nach Bedarf angeboten. Sie sind als Bestandteil unseres Konzeptes zu sehen, den Menschen in seiner Ganzheit wahrzunehmen. Durch einen Besuch der KlientInnen zu Hause wird es uns möglich, sie in ihren unmittelbaren Alltagsstrukturen kennen zu lernen und Entwicklungs- und Veränderungsmöglichkeiten in ihren konkreten Lebenszusammenhängen wahrzunehmen. Diese Form der Kontakte ermöglicht offenere Beratungsgespräche in vertrauter Umgebung und trägt dazu bei, die Schwellenangst vor Institutionen abzubauen.

Das Psychosoziale Zentrum ist gerne bereit Betroffene, die Interesse an der Organisation einer Selbsthilfegruppe haben, in der Startphase zu unterstützen und ihnen die dementsprechende Infrastruktur (z.B. Räumlichkeiten) zur Verfügung zu stellen.

Es findet 14tägig ein Zusammentreffen mit den zuständigen ÄrztInnen auf den für unser Einzugsgebiet zuständigen Stationen in der Landesnervenklinik Sigmund Freud und in der Landesuniversitätsklinik Graz statt. Dabei wird der Bedarf der Betroffenen besprochen. Während des stationären Aufenthaltes wird dabei erstmalig Kontakt aufgenommen und das Psychosoziale Zentrum vorgestellt, wodurch das Wahrnehmen der verschiedenen Angebote erleichtert werden kann.

Im Rahmen der rechtlichen Beratung werden den KlientInnen Informationen über verschiedene Rechtsbereiche in verständlicher Weise näher gebracht.

Die Aufgaben einer Psychosozialen Beratungsstelle bestehen nicht nur in der Nachbegleitung nach Krankenhausaufenthalten und in der Betreuung und Therapie von bestehenden Störungen und Krisen. Einen ebenso wichtigen Teil stellt die Prävention und Vorbeugung dar.

Gerade weil diese Einrichtungen in der Bevölkerung aufgrund ihrer niederen Zugangsschwelle akzeptiert sind, können sie der Kristallisationspunkt für solche Projekte sein. Ziel ist es, über den Bereich der bereits Betroffenen hinaus Information, antistigmatisierendes Denken und gesundheitsförderndes Verhalten mit dem speziellen Blickwinkel der psychischen Gesundheit der allgemeinen Bevölkerung näher zu bringen. Dazu gibt es in der Bewegung des Empowerments und in der Salutogenese mit dem Konzept des Kohärenzgefühls sowohl theoretische als auch praktische Grundlagen. Dieser Zugang, durch entsprechenden Umgang mit sich selbst und der Umwelt eine innere Einstellung zu gewinnen, die psychisch stabilisiert und in diesem Bereich weniger anfällig macht, ist ein zentrales Anliegen. Ihn allgemein bekannt zu machen ist integraler Bestandteil eines umfassenden Konzeptes der psychosozialen Versorgung der Bevölkerung. Ansetzen kann man hier aber nur in einem ersten Schritt in den Einrichtungen der psychosozialen Versorgung. Für jedes umfassende Konzept ist das Hinausgehen in den allgemeinen Bereich der Erwachsenenbildung und der Medien notwendig.

Neben dem Bekanntmachen des betreuenden, begleitenden, therapierenden Teils der Arbeit, sind im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit besonders zwei Ziele von besonderer Bedeutung:

– Die oben erwähnten Ziele der Prävention und antistigmatisierenden Arbeit über breite Medienpräsenz im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern.

– Zu Fragen in der allgemeinen Diskussion über Werte, gesellschaftspolitische Aspekte, Planungen und Zielsetzungen, die diesen Bereich betreffen, Stellung zu beziehen, und die Interessen der Betroffenen und potentiell Betroffenen deutlich hörbar in den Medien zu vertreten.

Ein Teil der Arbeit besteht darin, genau diese Gruppe in ihrem Selbstbewusstsein so weit zu stärken, dass sie diese Aufgabe in Zukunft auch zunehmend selbst übernehmen kann. Faktum ist, dass im derzeit völlig ungenügenden Ausbauzustand der Versorgung gerade diese wichtigen Aspekte, aufgrund der langen Wartezeiten für die direkte Hilfe, immer wieder deutlich zu kurz kommen.

Zielgruppe

Wir wenden uns mit unserem Angebot an Betroffene, die psychosoziale Probleme haben, an einer psychischen Erkrankung leiden oder sich in einer Krise befinden. Unser Team bietet im Journaldienst unmittelbare Unterstützung in krisenhaften Situationen an. Weiters gibt es die Möglichkeit Termine für erste Orientierungsgespräche zu vereinbaren.

In diesen Gesprächen kommt es zur Abklärung der Situation, zu einer individuellen persönlichen Beratung bzgl. weiterer Schritte und bei Bedarf auch zur längerfristigen Begleitung. Wir bieten Unterstützung für Angehörige von Menschen mit psychischen Problemen an. Das Alltagsleben mit Betroffenen kann sich für die Angehörigen überfordernd auswirken. Daher versuchen wir durch Beratung und unterstützende Gespräche Entlastung für die Angehörigen und damit für die gesamte Familie zu erreichen.